Montag, 12. Juli 2010

Ein Exzerpt aus dem Aufsatz "Hat die Philosophie den Kontakt zu den Menschen verloren?" von W.V.O. Quine

"Mit dieser vagen Überschrift schließe ich philosophische Untersuchungen moralischer und ästhetischer Werte keineswegs aus. Manche derartige Untersuchungen können, wenn sie analytisch ausgerichtet sind, wissenschaftlich orientiert sein. Im Hinblick auf Inspiration oder Trost haben sie jedoch wahrscheinlich wenig zu bieten. Doch wer Philosophie in erster Linie wegen des geistigen Trostes studiert, ist irregeleitet und wahrscheinlich sowieso kein sonderlich guter Student, denn es ist nicht die geistige Neugierde, die ihn bewegt. Begeisternd und erbaulich zu schreiben, ist etwas Bewundernswertes, aber der Ort dafür ist der Roman, das Gedicht, die Predigt oder der literarische Essay. Philosophen im professionellen Sinne sind dazu nicht spezifisch geeignet. Sie sind auch nicht spezifisch geeignet, der Gesellschaft zu helfen, ins Gleichgewicht zu kommen, obwohl wir freilich alle dazu beitragen sollten, was wir können. Was diese immerfort laut werdenden Bedürfnisse gerade erfüllen könnte, ist die Weisheit: sophia ja, philosophia, nicht unbedingt."

Willard v. Orman Quine; Theorien und Dinge, Frankfurt a. M. 1991 S.233f.

1 Kommentar:

  1. Da habe ich doch, ohne es zu wissen, auf diesen Eintrag von Monti geantwortet:
    http://instant-erkenntnis.blogspot.com/2010/07/alte-fragen.html

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